Geschichte

Geschichte der Kapelle Wischlingen

Der Rittersitz Haus Wischlingen, zwischen Huckarde und Rahm am Rosbach gelegen, war einer der Edelsitze des frühen Mittelalter, neben Westhusen, Bodelschwingh, Dingen und Huckarde.

Eine erste Erwähnung findet sich mit Johannes de Wischele um 1284; mit Johann van Wischlinc stierbt das Geschlecht in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts im Mannesstamm aus. 

Von dem letzten Wischelinc kam der Rittersitz an Johann von Ovelacker. Ein Johann Ovelacker tho Wichelink ist in den Jahren 1384, 1385, 1396, 1405 und auch 1415 als Huckarder Hofschulte bezeugt. 

Ende des 15. Jahrhunderts kam das "Haus Wischlingen" an Bertold von Plettenberg. Dieser handelte 1498 von den drei Gebrüdern Ovelacker namens Hermann, Diedrich und Bernd das Recht ein, das diese noch an der Kapelle  besaßen (erste urkundliche Erwähnung).

1511 kam der Besitz durch Heirat an Jürgen von Syberg. Ein Georg von Syberg gehörte zu Luthers Tischgenossen. Er soll nach der Überlieferung einen lutherischen Prediger von Wittenberg nach Wischlingen mitgebracht haben, sodaß in der dortigen Schloßkapelle die erste evangelische Predigt unserer engeren Heimat gehalten worden ist. So schreibt A. Stenge, Mengeder Kirchspiels-Chronik in: "Jahrbuch des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte". 

Die Kapelle selbst muß wohl schon einige Zeit bestanden haben. Das genaue Baujahr ist unbekannt. Als Erbauer kommen nur der einflussreiche Huckarder Hofschulte Johann Ovelacker oder sein Sohn Tönnis in Frage. Damit geht die Zeit der Erbauung auf die Jahre um 1400 zurück; geweiht zu Ehren der Mutter Gottes und dem heiligen Antonius.

Wappen der von Syberg
Wappen der von Syberg
Diese Zeitangaben beziehen sich naturgemäß nicht auf das Gebäude der Kapelle in der heutigen Form. Ein rechts vom Eingang eingemauerter Wappenstein trägt neben dem Wappen der von Syberg (ein fünfspeichiges Rad) die Inschrift: 

J.F.W. von Syberg, A.M.C. von Romberg
1783 erbaut und vergrößert.

Die Erneuerung dieses Jahres erfolgte aber sicherlich auf den alten Fundamenten, wie sich schon aus der Angabe "und vergrößert" schließen läßt.

Die Kapelle diente der Besitzerfamilie auch als Begräbnisstätte; als letzte wurde hier die ledige Caroline von Syberg beigesetzt. Alte Grabplatten mit Inschriften und Wappen erinnern noch heute an die vergangenen Geschlechter.


Ende der 1890er Jahre erwarb die Gelsenkirchener Bergwerk AG. das zum Sydowschen Fideikommiß gehörende ewa 210 Morgen große Rittergut Wischlingen von dem Freiherrn Konrad von Sydow auf Westhusen. Die Gebäude verfielen zusehens. 1903 mußte auch der übriggebliebene rechte Flügel des Schlosses wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. 


Die kleine Kapelle überdauerte die Zeiten und bekam nach dem 2. Weltkrieg neue Fenster eine Zwischendecke und elektrisches Licht. Vom damaligen Eigentümer, der Zeche Dorstfeld, ging sie in den Besitz der Revierpark Wischlingen GmbH über.




Quelle: 1100 Jahre Huckarde v. August Wittkamp, Dez. 1959
Auszüge ohne Anspruch auf Vollständigkeit.